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Stellenanzeigen 2.0

Auf dem Arbeitsmarkt gibt es zahlreiche qualifizierte Absolvierende aus Universitäten und Hochschulen – aber auch etliche Unternehmen, die passende Talente suchen. Der Kampf um Aufmerksamkeit beginnt. Doch wie können es Unternehmen schaffen, in diesem Dschungel von Stellenanzeigen mit ihren eigenen hervorzustechen? Erfahren Sie hier, was sich Studierende in Stellenausschreibungen wirklich wünschen und optimieren Sie somit Ihr Campus Recruiting.

 

Die Basics sind klar – aber was muss sonst noch in eine Stellenanzeige?

Es gibt zahlreiche Ratgeber, die sich mit Stellenanzeigen befassen, weshalb die Grundlagen den meisten Recruiter:innen bereits klar sind. Informationen zum Unternehmen, zur Stelle und zu den Anforderungen – diese Punkte werden mittlerweile zuverlässig in Anzeigen mit aufgenommen. Dies ist eine sehr positive Entwicklung, da ein Vergleich von Stellenausschreibungen für Bewerber:innen somit leichter möglich ist – doch wenn es zu einem neuen Standard wird, wie können Sie dann mit Ihren Stellenangeboten noch auffallen? Gerade bei der Rekrutierung von Studierenden gibt es interessante und relevante Weiterentwicklungen. 
Arbeitsformen, die vor ein paar Jahren noch gar nicht weit verbreitet gewesen waren, gehören nun zur Normalität. Die Mobilitätsbereitschaft hat sich verändert, die Erwartungen von Studierenden an Unternehmen ebenfalls. Zwangsläufig sollte sich also auch an der Herangehensweise zum Erstellen von Stellenausschreibungen etwas ändern. Im Folgenden finden Sie wichtige Themen, die Sie bei zukünftigen Ausschreibungen angehen sollten. Eine Übersicht zur Gedankenstütze im Nachgang, inklusive der erwähnten Basics, finden Sie als PDF-Datei am Ende des Beitrags.

 

Wen suchen Sie eigentlich? Sprechen Sie diese Personengruppe gezielt an!

Ratgeber können Ihnen nur allgemeine Tipps geben, die individuelle Umsetzung liegt bei Ihnen. Durch Ihr Wissen über Ihr Unternehmen und die Abteilung, in der eine Stelle freigeworden oder geschaffen worden ist, können Sie Ihre Recruiting-Maßnahmen passgenau ausrichten. Sie suchen einen Berufseinsteiger, der in einem sehr kreativen Team arbeiten soll? Dann signalisieren Sie das bereits mit Ihrer Ausschreibung.
Sie können im Text die Ansprache „Du“ wählen, die Formulierungen eher locker gestalten und auch mit Bildern und/oder Videos arbeiten. Je nach Branche oder Bereich passt etwas anderes:  Entwickler:innen fühlen sich oft eher bei kurzen Stellenausschreibungen mit allen Informationen zu der Hard- und Software abgeholt, Marketing Manager:innen hingegen bevorzugen meist eine kreativere Ansprache. Diese Liste lässt sich endlos weiterführen. Hören Sie sich einfach um: Welche Ausschreibungen würden Ihre Kolleg:innen in den jeweiligen Abteilungen präferieren? Wer seine Inhalte auf die Zielgruppe ausrichtet, gewinnt nicht nur passende Kandidat:innen, sondern spart sich zudem das Sichten von Bewerbungen, bei denen sofort erkennbar ist, dass etwas ganz anderes erwartet wird. 

 

Konkretere Beschreibung der Aufgaben

Früher waren Jobprofile meist recht eindeutig: Es gab eine Ausbildung und dann einen konkreten Beruf. Da sich die Arbeitswelt jedoch weiterentwickelt hat, gibt es nicht mehr nur noch den einen Beruf, der nach dem Studium ergriffen werden kann. Den Studierenden und Absolvierenden stehen etliche Optionen offen, insbesondere wenn sie breitaufgestellte Studiengänge wie Betriebswirtschaftslehre oder auch Geisteswissenschaften gewählt haben.
Aus diesem Grund sollten Sie sich nicht nur auf den Stellentitel und auf eine grobe Beschreibung der Aufgaben verlassen. Werden Sie konkret. Wie kann ein Arbeitstag bei Ihnen ablaufen? Welche Projekte stehen an? Welche Tätigkeiten werden in dieser Stelle erwartet? 
Es gibt etliche Fragen, die Sie sich hier stellen können. Seien Sie sich bewusst: Sie können sich unter „Mitarbeit bei spannenden Projekten“ oder „Laufende Prozesse analysieren“ etwas vorstellen, da Sie selbst im Unternehmen sind. Diese Informationen reichen für Bewerbende hingegen nicht aus. Welche spannenden Projekte sind das denn und was bedeutet Mitarbeit? Oder um welche Prozesse handelt es sich konkret? Wird es eine Analyse von abteilungsintern Abläufen bedeuten, oder sind es Prozesse die Kunden betreffen? 
Versuchen Sie sich in die Position der Bewerbenden hineinzuversetzen und bei Ihren übergreifenden Formulierungen stets einen kleinen Schritt mehr in die Tiefe zu gehen. Interessent:innen können sich somit besser vorstellen, was sie bei Ihnen erwartet und Vorstellungsgespräche können zielgerichteter geführt werden.

 

Anforderungsprofil – Wunsch oder Must-have?

Sie suchen selbstverständlich den idealen Kandidaten oder die ideale Kandidatin. Die Realität sieht meist etwas anders aus: Niemand erfüllt alle Kriterien zu hundert Prozent.  Besprechen Sie deshalb unbedingt im Vorfeld mit dem Team und den zuständigen Personen, welche Anforderungen tatsächlich ein Must-have sind und welche lediglich wünschenswert wären. Unterscheiden Sie auch in Ihren Stellenausschreibungen ganz genau zwischen diesen zwei Kategorien. Somit werden potenziell interessante Kandidat:innen nicht durch zu hohe Anforderungen abgeschreckt, weil sie vielleicht „nur“ 90 Prozent  erfüllen. Sie eröffnen sich Türen zu diesen 90 Prozent passenden Personen, die durch eine kurze Einarbeitung schnell 100 Prozent passend werden können.

 
Hohe Erwartungshaltung an die Unternehmen

Die Studierenden von heute entwickeln bereits sehr früh ein anderes Verständnis von der Arbeitswelt. Zahlreiche Optionen zeigen ihnen: Es geht auch anders als der klassische 9-to-5-Job. Dementsprechend hoch sind auch die Erwartungen an das zukünftige Unternehmen. Der Job allein reicht ihnen nicht mehr, es müssen noch weitere Benefits vorhanden sein und nicht selten sind größere Themen wie Selbstverwirklichung, Nachhaltigkeit oder Sinnstiftung entscheidende Faktoren bei der Jobsuche.
Der erste Schritt für Unternehmen ist folglich, genau solche Angebote zu schaffen. Bitte sehen Sie davon ab, in Stellenanzeigen etwas zu versprechen, was Sie gar nicht halten können. So provozieren Sie Unzufriedenheit, die sich auf die Arbeit und auch das Team auswirken. Seien Sie ehrlich, welche Benefits Sie anbieten und seien Sie zugleich motiviert, diese weiter auszubauen. Wo früher noch eine Kantine gereicht hat, sind nun Remote-Arbeit gefordert, je nach Unternehmensgröße eine Kinderbetreuung, Mitarbeiter:innen-Events, und vielleicht sogar Sportangebote im Unternehmen oder durch Partnerunternehmen. Widmen Sie diesen Benefits nicht nur einen kurzen Satz, sondern präsentieren Sie stolz, was Sie alles für Ihre zukünftigen Mitarbeiter:innen im Angebot haben. Diese Benefits liefern zudem wertvolle Inhalte für Ihr Marketing – zeigen Sie doch auf Social Media Bilder Ihrer Mitarbeiter:innen bei einem gemeinsamen Sportkurs.
Außerdem kann es für Absolvierende ein besonderes Argument sein, wenn bereits in der Stellenausschreibung das Thema Weiterentwicklung und Weiterbildung aufgegriffen wird. Gerade frisch von der Universität oder Hochschule, sind viele ehemalige Studierende bereit für die nächsten Schritte in ihrer Karriere und planen langfristig.

 

Geschlechterneutralität

Das zunächst ungewohnte „m/w/d“, ist mittlerweile zum neuen Standard geworden. Der Hintergrund hierfür ist das allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG). Dieses verbietet eine Diskriminierung bei Stellenanzeigen und Stellenausschreibung, worunter Geschlecht, Alter, ethnische Herkunft, Weltanschauung, Religion, sexuelle Identität oder Behinderung fallen. 
Wählen Sie unbedingt Formulierungen, die in keinem Zusammenhang zu diesen Diskriminierungsmerkmalen stehen. Sie können hierbei kreativ werden oder die gängigen Tipps umsetzen. Es ist Ihre Pflicht, alle Menschengruppen einzubeziehen, wie Sie das hingegen machen, ist Ihnen freigestellt. Wer hier kreativ wird, kann die Pflicht zu einer Tugend umwandeln und sich als tolerantes und modernes Unternehmen präsentieren. 
Achten Sie sowohl beim Titel der Stellenanzeige als auch im Text auf Ihre Formulierungen. Für den Stellentitel ist „m/w/d“ besonders dann eine gute Option, wenn Berufsbezeichnungen keine weiteren Genderformen haben, wie es beispielsweise bei „Trader“ der Fall ist. Ansonsten gibt es auch die Option generische Jobtitel anzugeben: Kaufmann oder Kauffrau wird zu „Kaufleute“; Teamleiter oder Teamleiterin wird zu „Teamleitung“. Eine weitere Möglichkeit ist, den Bereich zu nennen, statt der Stelle: Administration anstelle von Admin, oder Assistenz anstelle von Assistent/Assistentin.
Außerdem sollten Sie bei Aussagen wie „wir sind ein junges Team“ oder „deutschsprachige Bewerber“ vorsichtig sein und Ihre Vorstellungen von der gesuchten Position anders formulieren. Werden Sie kreativ und setzen Sie ein Statement.

 

Arbeitsweise – traditionell oder modern

Spätestens seit der Pandemie ist das Thema Homeoffice in aller Munde. Seien Sie sich bewusst, dass jede:r Arbeitnehmer:in andere Wünsche hat. Manche freuen sich, zurück unter Menschen zu kommen, andere hingegen haben am Zuhause arbeiten Gefallen gefunden. Was können Sie Ihren Bewerber:innen bieten? Welche Erwartungen haben Sie aber auch an diese Stelle?
Abgesehen von den sowieso aufzuführenden Rahmendaten wie zum Beispiel Vollzeit oder Teilzeit, befristet oder unbefristet, ergänzen Sie also unbedingt Informationen zu weiteren Arbeitsmodellen.
Ist Homeoffice möglich? Wenn ja, wie oft und wie flexibel? Und wird dafür Hardware gestellt? Oder ist sogar komplette Remote-Arbeit eine Option? Beachten Sie bei dieser Variante unbedingt, dass Sie Ihre Anzeigen auch deutschlandweit ausschreiben. Oder sollten Bewerber:innen öfter ins Büro kommen, da sich das Team genau das wünscht, oder die Arbeitsweisen im Unternehmen das teils bedingen?
Manche Jobs erfordern mehr Präsenzzeit, andere weniger. Thematisieren Sie dies direkt in Ihrer Ausschreibung, um eine spätere Enttäuschung zu vermeiden.

 

Mitgehen, aber auch Neues ausprobieren

Die Arbeitswelt wandelt sich stetig. Bleiben Sie am Ball, passen Sie Ihre Prozesse an – aber schwimmen Sie nicht einfach mit. Probieren Sie neue Formen des Recruitings aus, neue Formen der Stellenausschreibungen, neue Formen des Employer Brandings. Sie wissen selbst, was am besten zu Ihrem Unternehmen passt und welche Optionen genau das bringen, worauf Sie hinarbeiten: Neue, passende Talente finden und langfristig im Unternehmen halten.
 

In dieser PDF-Datei finden Sie die Basics und Neuerungen rund um Stellenanzeigen für Studierende zusammengefasst: PDF kostenlos herunterladen