Studentin am Schreibtisch

Der Start ins Berufsleben: Was Studierende von Ihrem ersten Job wirklich erwarten

Die Rechnung „ein bestimmtes Studium = ein bestimmter Job“ geht heutzutage nicht mehr auf. Variantenreiche Studiengänge, zahlreiche Vertiefungsmöglichkeiten und die Option sich individuell zu spezialisieren, sorgen dafür, dass Studierenden nach ihrem Abschluss eine Vielzahl an Möglichkeiten offen stehen. Welches Unternehmen soll es werden? Sie müssen mehr als einen Job allein bieten, um bei Absolvierenden zu punkten und für deren Berufseinstieg ausgewählt zu werden. Doch was genau? Erfahren Sie in diesem Beitrag, was jobsuchenden Absolvierenden beim ersten Job wirklich wichtig ist und wie Sie ihnen entgegenkommen können.

Welche Branchen interessieren Studierende?

Nicht nur die Studiengänge, die heutzutage an Universitäten und Hochschulen gewählt werden können, sind vielfältig, die Branchen des Arbeitsmarktes ebenfalls. Ein einschlägiger Grund für die Wahl der Branche ist selbstverständlich das Studienfach. Wenn dieses jedoch recht allgemein gehalten und breit gefächert ist, steht die Wahl der Branche zu größten Teilen offen. 
In der Studie der Studitemps GmbH und der Maastricht University wurde über ein Jahr hinweg untersucht, welche Branchen von Absolvierenden angestrebt werden. Auch wenn es leichte Schwankungen gibt, insbesondere im Bereich Gesundheits-, Pflege- & Sozialwesen, vermutlich bedingt durch die Corona-Pandemie, so ist die grundsätzliche Verteilung in etwa gleichbleibend. Die Branche Bildung, Erziehung & Forschung findet den meisten Zuspruch, ebenfalls hoch im Kurs ist die Branche IT / Soft- und Hardware, die im Verlauf eines Jahres um zwei Prozentpunkte zugelegt hat. Auch der Bereich Medien, Verlagswesen & Marketing scheint relevant zu sein. (1)

Jede Branche bringt bestimmte Rahmenbedingungen mit sich. Es lässt sich annehmen, dass genau aus diesem Grund das Interesse an der IT-Branche gestiegen ist. Die Branche ist dafür bekannt, zahlreiche agile Unternehmen zu beinhalten – ein schnelles Agieren und Flexibilität waren 2020 durch Lockdown, Homeoffice & Co. plötzlich gefordert. Welche Punkte Absolvierenden sonst noch wichtig sind, wird das nun folgende Ranking zeigen.

 

Ranking der Erwartungen an den Job

Das Ranking kann selbstverständlich nur einen Mittelwert und somit ein grobes Stimmungsbild vermitteln. Die individuellen Schwankungen werden dort nur begrenzt abgebildet. Diese Information sollte im Hinterkopf behalten werden – ein Anpassen des Jobs auf diese Mitte allein, würde Ihnen genau die Arbeitskräfte verwehren, die vielleicht genau zu Ihnen passen könnten, eben weil sie besonders kreativ und frei arbeiten möchten, oder gerade weil sie viel Struktur in ihrem Arbeitsalltag vorfinden möchten.

Ein Anhaltspunkt ist es dennoch. Genau deshalb werfen wir nun einen Blick in das Jahr 2015, um die Entwicklungen hervorzuheben, die die Erwartungen an einen Berufseinstieg durchlaufen. 

In der Fachkraft Studie von 2015 gab es einen klaren Anführer bei den Erwartungen an den Job: Die Sicherheit des Arbeitsplatzes. Das Ziel für viele Berufseinsteiger sei in diesem Jahr gewesen, prekäre Arbeitsverhältnisse wie Befristungen, Praktika als Berufseinstieg o.ä. zu vermeiden und eine stringente Karriere einzuschlagen. Umwege sollten vermieden werden, um schnell und weit zu kommen.

Erst danach wurden das Arbeitsklima und das Gehalt genannt. Das vollständige Ranking sah 2015 folgendermaßen aus:

Wichtige Jobeigenschaften für die Wahl des Arbeitgebers - Jahr 2015:

  • 1. Platz: Sicherer Arbeitsplatz
  • 2. Platz: Arbeitsklima
  • 3. Platz: Einkommen – Das Gehalt sollte von Anfang an passen
  • 4. Platz: Work-Life-Balance
  • 5. Platz: Aufstiegschancen
  • 6. Platz: Eigenverantwortung

 

Welche Veränderungen sind nun zu erkennen? Welchen Einfluss hatte die Pandemie auf die Erwartungen an den Berufseinstieg? Im Jahr 2020 wurden erneut Daten erhoben, die zwar nur ein gering abweichendes Bild zeigen, sich in einem Punkt jedoch deutlich unterscheiden: Die Arbeitsplatzsicherheit rutscht von Platz eins auf Platz vier und verliert somit deutlich an Relevanz. Anstelle dessen wurde die Erwartung „flexible Arbeitszeiten“ neu ins Ranking aufgenommen.

Wichtige Jobeigenschaften für die Wahl des Arbeitgebers - Jahr 2020:

  • 1. Platz: Flexible Arbeitszeiten und flexibler Arbeitsort
    • Arbeitsort: September 2020
    • 75 Prozent Präsenzoption
    • 13,2 Prozent am liebsten im Homeoffice
    • 11,7 Prozent völlig ortsungebunden
  • 2. Platz: Arbeitsklima
  • 3. Platz: Gehalt
  • 4. Platz: Arbeitsplatzsicherheit
  • 5. Platz: Aufstiegschancen

Erst danach folgen: abwechslungsreiche Tätigkeiten, Eigenverantwortung sowie Internationales Profil.

Die Vermutung liegt nahe, dass die Corona-Pandemie einen Einfluss auf den Platz eins hatte: Flexibilität hinsichtlich der Arbeitszeiten, aber auch hinsichtlich des Arbeitsortes, ist nach Homeoffice-Pflicht & Co. mittlerweile ein Must-have für Studierende. Die Pandemie hat manche Unternehmen zu einem Umdenken und zum Einsatz von neuen Tools gezwungen – und es hat (manchmal mehr, manchmal weniger) gut funktioniert. Eine „Rückkehr“ zur Normalität ist für Absolvierende keine Option mehr. Vielmehr hat die Lage im Jahr 2020 und 2021 gezeigt, welches Potenzial in der flexiblen Gestaltung des Arbeitsalltags liegt.

Das Thema Arbeitsort und Flexibilität ist somit eines, das Sie als Arbeitgeber noch stärker visieren und zu Ihrem Aushängeschild machen können. Kommen Sie Absolvierenden in ihrem Wunsch nach Flexibilität entgegen und gewinnen Sie sie somit für Ihr Unternehmen.

 

Thema Benefits: Attraktive Anreize für Berufseinsteiger

Benefits, also Leistungen, die ein:e Arbeitnehmer:in zusätzlich zum Gehalt erhält, sind schon lange kein neues Thema mehr. Die Umsetzung und Vielfalt haben sich jedoch verändert. Während früher ein Firmenwagen oder ein Firmenhandy als interessant empfunden wurden, so stehen nun folgende Punkte auf der „Wunschliste“ von Absolvierenden:

  • Kostenfreies Essen oder eine Bezuschussung vom Kantinen-Essen werden gern gesehen. Auch der Obstkorb am Arbeitsplatz kommt gut an.
  • Ebenfalls ein großes Plus: Verschiedene Getränke, die am Arbeitsplatz kostenfrei zur Verfügung stehen, insbesondere kostenfreien Kaffee in einer guten Qualität.
  • Fortbildungen sind ebenfalls ein wichtiges Thema für Absolvierende. Sie stehen noch am Anfang ihres Berufslebens und möchten durch Fortbildungen eine nachhaltige und erfolgreiche Karriere erreichen. (2)
  • Finanzielle Vorteile wie eine betriebliche Altersvorsorge oder Gewinnbeteiligung stehen hoch im Kurs.
  • Des Weiteren können Gesundheitsvorsorgen, Sportprogramme oder Fitnessangebote für mehr Zufriedenheit sorgen – und sport- oder gesundheitsbegeisterte Absolvierende anlocken.
  • Auch wenn das Thema Work-Life-Balance im Ranking von 2020 nicht mehr aufgetaucht ist, so kommen Kinderbetreuungsmöglichkeiten weiterhin gut an. (3)

Unternehmen tun gut daran, ihren eigenen Weg mit dem Angebot von Benefits zu finden. Die Optionen sollten zu ihnen passen und dennoch ein Anreiz für Studierende oder Absolvierende sein. Es ist offensichtlich, dass Benefits allein nicht für eine Bewerbung ausreichen. Sie spielen dennoch eine größere Rolle bei der Entscheidung zwischen mehreren Angeboten zum Berufseinstieg als viele denken und sollten deshalb keinesfalls außer Acht gelassen werden.

 

Thema Führungsstil & Team

Eine Stellenausschreibung kann nicht alles wiedergeben, ein Probearbeiten oder die ersten Tage im Job bieten einen besseren Einblick. Wie der Führungsstil in der jeweiligen Abteilung gehandhabt wird und wie das Team miteinander arbeitet, sind entscheidende Faktoren, ob sich ein Berufseinsteiger im ersten Job wohlfühlt.

Laut einer Studie von Stepstone geben Absolvierende folgende Kriterien an: (3)

  • 82% „Ich möchte gern in einem selbstverantwortlichen Team arbeiten“
  • 79% „Ich fände es gut, möglichst selbstbestimmt zu arbeiten.“
  • 77% „Ich fände es gut, in einem Unternehmen mit flachen Hierarchien zu arbeiten.“
  • 67% „Ich fände es gut, einen Vorgesetzten zu haben, der klare Anweisungen erteilt.“
  • 45% „Ich möchte gern in einem straff organisierten Unternehmen arbeiten.“

Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben? Wie das Zusammenwirken des Teams? Machen Sie sich klar, wie Sie aufgestellt sind und achten Sie bei der Suche nach Talenten darauf, dass diese dazu passen. Wenn jemand möglichst selbstbestimmt arbeiten möchte, jedoch in einer Stelle landet, in der die Person lediglich zuarbeitet, wird das für beide Seiten ineffizient.

 

Thema Weiterbildung: Karriereplanung für Absolvierende

Studierende wissen: Wer sich stetig neues Wissen aneignet, wird mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Aber auch für Arbeitgeber ist es wichtig, Mitarbeiter:innen weiterzubilden, damit sie als Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben. Bereits 2012 hat der AES 2012 Trendbericht „Weiterbildungsverhalten in Deutschland“ gezeigt, welchen Stellenwert Fortbildung und Trainings in der Arbeitswelt einnehmen: Im Jahr 2012 haben sich dem Bericht zufolge 49 Prozent der erwerbsfähigen Bürger:innen weitergebildet. Das entspricht einer Zahl von 25 Millionen Menschen.
Setzen auch Sie auf Förderungs- und Unterstützungsoptionen für Ihre Mitarbeiter:innen und präsentieren Sie diese beim Recruiting-Prozess von Absolvierenden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten: von Darlehen, über reduzierte Arbeitszeit bis hin zur kompletten oder teilweisen Finanzierung. Eine Variante davon wird auch zu Ihnen passen und Sie somit zu einem attraktiven Arbeitgeber für Berufseinsteiger machen. (4)

Die Weiterbildungsangebote sollten höchst individuell sein, denn jede:r Mitarbeiter:in bringt nicht nur persönliche Qualifikationen mit, sondern entwickelt sich auch im Unternehmen sehr individuell weiter. Die Stepstone-Studie zeigt, wie die Mengenverteilung bei dem Wunsch nach Weiterbildung aussieht: (3)

  • 85% Entwicklung zum Fachexperten
  • 79% Mentoring-Programm
  • 78% Regelmäßige Personalentwicklungsgespräche
  • 77% Erstellung einer langfristigen Laufbahnplanung
  • 73% Entwicklung zur Führungskraft
  • 59% Internationale Austauschprogramme

Haben Sie schon bestimmte Pläne mit einer Stelle? Beschreiben Sie diese, um Studierende für sich zu gewinnen. Oder geben Sie einen Überblick darüber, welche Weiterbildungsmaßnahmen bereits ergriffen worden sind (z.B. Erfahrungsberichte von Mitarbeiter:innen), oder welche generell zur Verfügung stehen. Diese Inhalte sind ideal für Ihre Karrierewebsite, auf der sich Interessierte weitergehend informieren.

 

Ihr Weg zu Absolvierenden – Welche Plattformen werden genutzt?

Das Ranking steht fest, die weiteren Vorstellungen ebenfalls – doch wo erwarten Absolvierende, dass sie den passenden Job finden? Die meisten setzen auf Onlinejobbörsen, oder wenden sich direkt an die Karriereseiten ihrer Wunschunternehmen. Achten Sie deshalb unbedingt darauf, dass Sie sich auf Ihrer Career-Seite oder auch auf Ihrer allgemeinen Unternehmensseite so präsentieren, wie Sie von außen wahrgenommen werden möchten. Wer hier altbacken wirkt oder fehlerhafte Informationen durch zu seltene Aktualisierung zeigt, verspielt sich schnell Chancen bei jobsuchenden Akademiker:innen. (5)

Weitere Plattformen sind die Agentur für Arbeit mit Ihrer Suchfunktion, Business Netzwerke wie Xing und LinkedIn sowie der Career Service von Hochschulen direkt. Wenn ein Unternehmen die ausgeschriebenen Stellen bei letzterem platziert, kommt das einer Qualitätssicherung seitens der Hochschule gleich. Studierende schätzen diese Seiten deshalb sehr. Auch UniHeads kann eine Variante sein, um Studierende direkt an der Hochschule zu erreichen. (3)

Orientieren Sie sich gerne an den Plattformen, finden Sie aber auch Ihren eigenen Weg. Vielleicht passt ja ein soziales Netzwerk viel besser als eine klassische Jobbörse, weil sie eine:n Social Media Manager:in suchen? Oder aber eine Zeitungsannonce kann das Richtige sein, wenn Sie sehr begrenzt und regional suchen?

Mit dem Wissen um die Erwartungen von Absolvierenden an den Berufseinstieg, können Sie Ihre Ausschreibungen, Maßnahmen und auch Prozesse im Unternehmen anpassen, um Ihre Crew an Bord mit motivierten und hervorragend ausgebildeten Akademiker:innen zu ergänzen.

 

 

Zum Nachlesen:

(1) https://jobvalley.com/pdf/studitemps-whitepaper-jobwelt.pdf

(2) https://www.haufe.de/personal/hr-management/absolventenstudie-was-absolventen-wirklich-wollen_80_510648.html 

(3) https://www.stepstone.de/Ueber-StepStone/wp-content/uploads/2019/05/Stepstone_Studie_Startklar-fuer-den-ersten-Job-13.44.06.pdf 

(4) https://www.audimax.de/arbeitsleben/weiterbildung/weiterbildung-zertifikate-kurse-und-anbieter/ 

(5) https://arbeitgeber.careerbuilder.de/blog/das-erwarten-berufseinsteiger-vom-arbeitgeber