Zeitenwende auf dem Arbeitsmarkt: Hintergründe für Stellenbesetzungsprobleme

Wie viele offene Stellen sind gerade in Ihrem Unternehmen zu besetzen? Und wie kommen Sie voran? Immer mehr Unternehmen vermelden Probleme bei der Besetzung von Positionen und zweifeln an ihren bisherigen Recruiting-Maßnahmen. Ein Thema, das dabei immer wieder aufkommt und dessen Bezeichnung mittlerweile fast schon abgegriffen erscheint, ist der Fachkräftemangel. 
Auch wenn manche dieses Wort schon nicht mehr hören können, so ist die Problematik weiterhin präsent und spitzt sich sogar zu. Aber woher kommt denn dieser Mangel? Wo sind alle qualifizierten Arbeitskräfte hin? Wir zeigen auf, in welchem Wandel sich der Arbeitsmarkt gerade befindet und wie sich dies beim Recruiting bemerkbar macht – kurz: die Gründe für die aktuelle Verschärfung der Stellenbesetzungsprobleme.

 

Demographischer Wandel

Wer sich fragt, wo die ganzen Arbeitskräfte hin sind, wird teils die Antwort erhalten: Sie waren nie da! Zumindest nicht in der entsprechenden Generation. Der demographische Wandel ist ein wiederkehrendes Argument, um den Fachkräftemangel zu erklären. Und das mit Recht, denn während 2022 noch 83,6 Mio. Menschen in Deutschland leben, werden für 2040 nur noch 80,7 Mio. Menschen prognostiziert. Das klingt immer noch nach viel, aber überlegen Sie mal anders: Fast 3 Mio. Menschen fehlen für den Arbeitsmarkt! Und da die Menschen immer älter werden, schrumpft in Relation dazu der Anteil der arbeitenden Bevölkerung immer weiter. 

Bezogen auf den akademischen Nachwuchs setzt sich dieser negative Trend ebenfalls fort: die Anzahl der Studienanfänger:innen an Hochschulen in Deutschland sinkt seit ein paar Jahren. Und dieser Trend wird sich nicht umkehren. 

Lösungsansatz: An dieser Tatsache ist nicht zu rütteln – dennoch gibt es für Sie Möglichkeiten, sich auf diesem hart umkämpften Arbeitsmarkt besser zu positionieren. Wichtig ist für Ihre Personalsuche, dass Sie nicht erst bei einer zu besetzenden Stelle beginnen, sondern bereits vorab kontinuierlich den Kontakt zu Ihrer generellen Zielgruppe suchen und sich als attraktiver Arbeitgeber präsentieren. Wie Sie Ihr Employer Branding aufziehen können, um beispielsweise IT-Fachkräfte für sich zu gewinnen, können Sie hier nachlesen. Welche generellen Möglichkeiten es im Hochschulmarketing gibt, erfahren Sie hier
 

Weniger geeignete Bewerbungen

Immer weniger ausgeschrieben Stellen können innerhalb eines kurzen Zeitraums besetzt werden. Denn rund 91 Prozent der Unternehmen erklären (laut einer IAB-Befragung), dass sie einfach weniger Bewerbungen erhalten. 71 Prozent geben drüber hinaus an, dass viele eingehende Bewerbungen auch nicht geeignet sind. Aber weshalb hat sich dies so stark verändert? Denn vor ein paar Jahren haben Sie auf ausgeschriebene Positionen doch noch zahlreiche passende Bewerbungen erhalten.

Vergleicht man die vergangenen Jahre, so ist erkennbar, dass die Anzahl der unbesetzten Stellen deutlich gestiegen, die Arbeitslosen-Quote hingegen stark gesunken ist. Unternehmen müssen sich darauf einstellen, dass es weitaus länger dauert, um offene Positionen zu besetzen – im Schnitt benötigten Sie im vergangenen Jahr 87 Tage dafür. Um qualifizierte Bewerber für sich zu gewinnen, mussten Unternehmen vermehrt Kompromisse eingehen. Die Mehrzahl gibt mit 64% an, dass sie geeigneten Bewerbenden vor allem bei Lohnforderungen entgegenkommen.

Lösungsansatz: Ein Allheilmittel für eine Steigerung der Anzahl von Bewerbungen gibt es zwar nicht, aber Sie können dafür sorgen, dass die eingehenden Bewerbungen besser zu Ihrem Unternehmen und der Stelle passen. Beschreiben Sie dafür in Ausschreibungen noch konkreter das Aufgabenfeld der Position, damit sich Bewerbende besser etwas darunter vorstellen und ihre Fähigkeiten direkt damit abgleichen können. Bieten Sie zudem Benefits, die dem Wertesystem Ihres Unternehmens entsprechen, oder greifen Sie generell Ihre Werte in Ihrem Recruiting und Employer Branding verstärkt auf. Interessenten werden so eher zu Ihrer Unternehmenskultur passen. 
 

Fehlender Kontext der Zielgruppe

Viele Recruiting-Methoden scheinen an sich grundlegend ideal. Sie sind modern, flexibel, zukunftsorientiert – aber oft leider mit großen Streuverlusten. Auch wenn es zunächst den Anschein erwecken kann, dass sich genau die richtige Zielgruppe auf beispielsweise Social Media Plattformen tummelt, so darf dabei nie der Kontext außer Acht gelassen werden. Instagram liebt beispielsweise „schönen“ Content, der Algorithmus hebt diesen stärker hervor. Ästhetische Bilder, ästhetische Menschen – die Botschaft dahinter steht zunächst im Hintergrund. Auch Nutzer:innen verweilen bei ebendiesem Content länger. Die Plattform wird überwiegend als eine Art Entspannungsmethode genutzt, um einfach mal herumzuscrollen und sich berieseln zu lassen. Somit: Social Recruiting mit Instagram erfüllt die grundlegenden Bedingungen, wie unter anderem: Zielgruppe ist dort unterwegs, es ist eine moderne Plattform, es bestehen viele Gestaltungsmöglichkeiten beim Inhalt. Aber die Art von Inhalten, die Unternehmen dort streuen, müssen perfekt auf die jüngere Generation und das Medium angepasst sein, um den erhofften Zuspruch zu finden. Einfach nur Einblicke in den Arbeitsalltag zu gewähren oder die Vorteile des Unternehmens zu präsentieren, reicht dafür nicht aus.

Lösungsansatz: Überprüfen Sie regelmäßig, ob Ihr Content die gesuchte Zielgruppe auch tatsächlich erreicht. Social Media Plattformen bieten zahlreiche Möglichkeiten, einzelne Postings auszuwerten und Einblicke in die User zu erhalten. Ergänzend dazu, können Sie auch neue Tools anwenden, die einen direkten Kontakt zu der von Ihnen gesuchten Zielgruppe aufbauen. Wenn Sie beispielsweise Studierende und Absolvierende suchen, dann finden Sie diese Talente treffsicher mit UniHeads. 
 

Unternehmen setzen vermehrt auf Bindung der Mitarbeitenden

Aktuell können sich Arbeitnehmer:innen aussuchen, welcher Arbeitgeber ihnen am attraktivsten erscheint. Wenn ein Job nicht mehr die gewünschte Herausforderung oder den erhofften Spaß bringt, dann bestehen zahlreiche Alternativen. Es hat sich gezeigt, dass Unzufriedenheit im Job die Wechselwilligkeit um das Siebenfache erhöht. Die Ansprüche vieler Mitarbeitenden steigen, worauf Unternehmen nun verstärkt reagieren. Sie starten neue Initiativen, um für die eigenen Arbeitnehmer:innen attraktiv zu bleiben, die Zufriedenheit und das Wohlbefinden in der Belegschaft zu stärken und sie langfristig zu binden. Viele Mitarbeitende schätzen die neuen gebotenen Möglichkeiten, wie z.B. flexibel im Home-Office zu arbeiten. Und für den Arbeitsmarkt bleiben weniger wechselwillige Talente.

Lösungsansatz: Was andere Unternehmen können, das können Sie ebenfalls. Nutzen Sie die zahlreichen Optionen, um Ihre Mitarbeitenden an Ihr Unternehmen zu binden – von Benefits über Events hin zu Weiterentwicklung. So können Sie der Fluktuation vorbeugen und profitieren zugleich von der positiven Außenwirkung durch eine hohe Zufriedenheit der Mitarbeitenden. 

 

Ihr Weg zu den Talenten

Alles in allem liegt es sicherlich nicht an einem Unternehmen allein, dass die Bewerbungen ausbleiben. Die Zeiten haben sich gewandelt vom Arbeitgeber hin zum Arbeitnehmermarkt. Umso wichtiger: hinterfragen Sie sich regelmäßig, ob Sie als Arbeitgeber attraktiv sind, verzweifeln Sie nicht an ausbleibenden Bewerbungen, sondern planen Sie längere Zeiträume ein, um Stellen zu besetzen. Und starten Sie Ihre Talentbindung schon so früh wie möglich – am besten direkt bei den Studienanfänger:innen an Hochschulen!