Home oder Office – hat das Büro ausgedient?

Mit Kuschelsocken und Tee vor dem Computer sitzen. Die Kinder einmal mehr in den Arm nehmen können. Die Mittagspause für die lästigen Aufgaben im Haushalt nutzen und am Abend frei haben. Flexibler Arzttermine wahrnehmen. Mehr Zeit für die Haustiere haben. Fahrtzeiten zum Arbeitsplatz einsparen.
Es gibt viele Gründe, wieso zahlreiche Arbeitnehmer:innen gerne im Homeoffice arbeiten. Die meisten von ihnen haben die Vorzüge erst durch die Corona-Pandemie kennenlernen dürfen. Die Arbeitswelt musste sich in den Jahren 2020, 2021 und teils auch 2022 einem großen Wandel unterwerfen. Nicht jedes Unternehmen konnte die nötige Infrastruktur schnell genug aus dem Boden stampfen, mancher Führungsstil basiert auf den direkten Kontakt in Präsenz. Dennoch hat sich gezeigt: Es geht auch anders!
Aufgrund der drastischen Veränderungen im Arbeitsalltag, stellt sich nun die Frage: Wie wird das Büro der Zukunft aussehen? Braucht es überhaupt noch ein Büro?

 

Überblick über das Homeoffice: Vor- und Nachteile

Die softgarden-Studie hat sich im Jahr 2021 mit diesen Fragestellungen befasst und 3.561 Arbeitnehmer sowie HR-Verantwortliche dazu befragt. Die wichtigste Erkenntnis vorab: Einfach in den Arbeitsalltag von vor der Pandemie zurückzukehren ist für ein Großteil keine Option. Hauptargument für Homeoffice ist die Freiheit hinsichtlich des Arbeitsortes, die zugleich eine deutlich größere Auswahl an Jobs ermöglicht. Auch hinsichtlich der Arbeitszeit („Ich werde flexibler darin sein, wann ich arbeiten muss“) und der Arbeitssouveränität („Ich werde meine Art zu arbeiten stärker selbst steuern“), gibt es einen großen Anteil der Befragten, die nicht nur glauben, dass sich dieser Aspekt grundlegend verändern wird, sondern die diese Veränderung zudem als sehr positiv bewerten. (1)


Nicht nur für Arbeitnehmer:innen ist Homeoffice mit vielen Vorteilen verbunden, auch der Arbeitgeber profitiert. Unter anderem wird weniger Bürofläche gebraucht, wodurch sich Kosten für Strom, Wasser etc. reduzieren lassen. Außerdem sind viele Mitarbeitende zufriedener, durch die oben genannten Gründe. Für HR-Verantwortliche ganz besonders interessant ist jedoch der letzte Punkt: Die Reichweite im Recruiting erhöht sich immens. Remote-Jobs können in ganz Deutschland ausgeschrieben werden und auch potenzielle Mitarbeitende aus entfernteren Regionen, bei denen die Pendelstrecke für eine tägliche Anfahrt zu weit gewesen wäre, können mit einbezogen werden – sie kommen einfach seltener ins Büro. 


So beeindruckend die Vorteile von Homeoffice sein können, die Nachteile dürfen nicht missachtet werden. Dazu zählen unter anderem der geringere Informationsfluss mit den Kolleg:innen sowie der Führungskraft, die eingebremste Kreativität im Team, sowie die noch oft unzureichende ergonomische Ausstattung mit Büromöbeln.
HR-Verantwortliche stellen zudem fest, dass das Commitment sinkt. Die nachlassende Identifikation mit dem Unternehmen und dem Team kann zu Konflikten oder Minderung der Arbeitsleistung führen. Der Fokus in Online-Meetings liegt rein auf dem Beruflichen, die zwischenmenschlichen Kontakte, beispielsweise an der Kaffeemaschine, entfallen und somit auch der persönliche Bezug.

 

Das Büro der Zukunft

Die Vor- und Nachteile von Homeoffice sollten unbedingt beachtet werden, wenn über das Büro der Zukunft diskutiert wird. So ist es kein Wunder, dass die große Mehrheit der Befragten (81,5%) aus der softgarden-Studie eine Mischung aus Homeoffice und Büroarbeit bevorzugt. Sowohl das reine Homeoffice als auch die reine Büroarbeit sind mit 8% und 10,5% eine deutliche Minderheit. (1)


Wie diese Mischung aus Büro und Heimarbeit aussehen kann, wird in Unternehmen unterschiedlich gehandhabt. Manche Arbeitnehmer:innen müssen sich auf ein bis drei bestimmte Tage festlegen, andere wiederum können nur an einem von der Führungskraft gewählten Tag Homeoffice nehmen. Doch es gibt auch Arbeitsstellen, bei denen eine vollständig flexible Einteilung möglich ist – je nach persönlichem Bedarf.
Das Büro wird folglich erhalten bleiben. Es dient als Ort der konzentrierten Arbeit, des Austausches und der Zusammenarbeit im Team. Die Gestaltung hingegen kann überdacht werden. Braucht es noch für jeden Mitarbeitenden einen festen Arbeitsplatz, oder lässt sich ein Rotations- oder Buchungssystem etablieren? Sind neue Konzepte für die Raumgestaltung notwendig, die im Besonderen die Gründe aufgreifen, weshalb Arbeitnehmer:innen das Büro aufsuchen: also Räume für stilles, konzentriertes Arbeiten – ohne Telefone oder Calls nebenbei -, und Räume für gemeinsames und kreatives Arbeiten? Machen Co-Working-Spaces an verschiedenen Standorten mehr Sinn, als ein zentrales Büro für alle? 


Doch auch für das Homeoffice gibt es Themen, die noch nicht von allen Unternehmen ausreichend in Angriff genommen worden sind: Welche Geräte und Büroausstattung benötigen die Mitarbeitenden, um auch zuhause einen vollwertigen Arbeitsplatz zur Verfügung zu haben? Wie werden Arbeitnehmer:innen darin geschult, auf ihre mentale sowie körperliche Gesundheit zu achten, wenn sie im Homeoffice sind? Welche weiteren Skills müssen sie außerdem erlernen, um mit der hybriden und digitalen Arbeit gut umgehen zu können?
HR-Verantwortlichen ist der Bedarf für Weiterbildung zu den aufgeführten Fragen bewusst, doch aktuell bereit sich 48,95% der Befragten noch nicht auf diesen Bedarf vor. Wertvolle Schulungsthemen sind unter anderem: Digitaler Smalltalk, digitale Kreativitätstechniken, digitales Networking, Selbstorganisation und Zeitmanagement im Homeoffice, Datenschutz etc. (1)

 

So sieht das Büro der Zukunft aus!

Das Büro, wie wir es kannten, wird es nicht mehr geben. Das große Stichwort ist hierbei: Hybride Büroarbeit! Oder auf den Punkt gebracht: Die Mischung macht’s. 
Das Büro der Zukunft ist ein Ort für konzentriertes Arbeiten und für den Austausch im Team, der nicht mehr jeden Tag aufgesucht wird. Homeoffice ist die ideale Ergänzung, aber nur, wenn Mitarbeitende in digitalen Skills weitergebildet werden.
Deutlich wird: Es gibt für Unternehmen einiges zu tun – aber auch etliche Vorteile, ganz besonders die Erweiterung der Zielgruppe im Recruiting-Prozess. Mit ausreichendem Einsatz, machen sich Unternehmen die Entwicklung der Büroarbeit zunutze und positionieren sich als moderner, flexibler und ansprechender Arbeitgeber.

 

Quelle: (1) softgarden.com/de/studie/future-of-office-teil-2/